Nadelgrat Überschreitung von der Mischabelhütte

Klassischer Nadelgrat von der Mischabelhütte – Als Nadelgrat wird der Grat bezeichnet, der sich vom Nadelhorn (4327 m) bis zum Galenjoch zieht und mit dem Stecknadelhorn (4241 m), dem Hohberghorn (4219 m) und dem Dürrenhorn (4035 m) insgesamt vier Viertausender umfasst. Die Überschreitung des Nadelgrats, der den Abschluss der imposanten Mischabelkette bildet, stellt einen der ganz großen Tourenklassiker in den Westalpen dar. 

"Die Überschreitung des Nadelgrats gehört zu den renommiertesten Grattouren der Alpen und erfordert den kompletten Alpinisten."

Überschreitung Nadelgrat von der Mischabelhütte

Talort: Saas Fee, Wallis, Schweiz
Ausgangspunkt: Mischabelhütte, 3340 m. Zur sehr gut bewirtschafteten Mischabelhütte gelangt man am besten von der Bergstation der Hanigbahn. Von dort ca. 3 Stunden bis zur Hütte.
Höhenmeter: 1441 hm
Höchster Punkt: 4327 m üNN
Dauer: Insgesamt ab/an Mischabelhütte 10-12 Stunden. Wir haben knapp unter 10 Stunden gebraucht.
GPX-Track: GPX-Track Download 
Karte: Swiss Topo 1328 Randa
Ausrüstung: Komplette Hochtouren-Ausrüstung, Seil, Pickel, Steigeisen, 2-3 Bandschlingen, evtl. Friends, sind aber nicht wirklich nötig.
Schwierigkeit: ZS / 3a. Anm.: Wie bei vielen Westalpen-Grattouren liegen die Schwierigkeiten nicht unbedingt im Klettern. Die Herausforderung ist es, über Stunden in einem teils ausgesetzten und exponiertem Gelände unterwegs zu sein. 95% des Grats müssen am kurzen Seil bewältigt werden, weil sonst der Zeitaufwand fürs Sichern viel zu groß wäre. Wer den Nadelgrat machen will, muss erstens topfit und zweitens in der Lage sein, sich bombensicher im teils brüchigen und ausgesetzten 2-3er Gelände  zu bewegen. 
Beste Jahreszeit: Ende Juni bis Mitte Juli (Der Grat sollte schneefrei, das Couloir auf den Grat jedoch noch mit Firnschnee gefüllt sein. Timing ist alles bei dieser Tour!)

Die Überschreitung des Nadelgrats gehört zu den großen Grattouren der Westalpen. Mögliche Ausgangspunkte für die Überschreitung Nadelgrat sind sowohl die Bordierhütte als auch die Mischabelhütte. Wir haben die Tour mit Start und Ziel auf der Mischabelhütte gemacht. Das hat den Vorteil, dass man das Auto dann nicht in einem anderen Tal stehen hat. Dafür ist der Zustieg über das Windjoch etwas länger. Und man profitiert von der netten Bewirtung der Power-Damen auf der Mischabelhütte 🙂

Frühstück auf der Mischabelhütte ist um 02:00 Uhr. Im Dunkeln steigt man zunächst am Rücken hinter der Hütte empor und gelangt dann nach rund anderthalb Stunden zum Windjoch (3847 m). Vom Windjoch steigt man auf den Riedgletscher ab. Der Abstieg kann durchaus steil und unangenehm sein. Steigeisen und Pickel sind unbedingt nötig. Am besten bei der Hüttenwirtin fragen, wo aktuell der beste Abstieg vom Windjoch möglich ist.

Dem flachen Riedgletscher folgt man bis auf eine Höhe von ca. 3500 m. Hier wendet man sich nach links (W) und erblickt das sogenannte Selle-Couloir, welches auf die Selle nördlich des Dürrenhorns hinaufführt. Der Anstieg durch das Couloir zum Dirrujoch, so wie in vielen Führern beschrieben, ist NICHT mehr möglich. Das Couloir ist bereits komplett ausgeapert.

Es ist wichtig, spätestens zum Sonnenaufgang am Einstieg des Couloirs zu sein, um die Steinschlaggefahr möglichst gering zu halten.

Riedgletscher Sonnenaufgang
Sonnenaufgang über dem Riedgletscher
Aufstieg durch das Selle-Couloir in der Morgenstimmung
Aufstieg durch das Selle-Couloir in der Morgenstimmung
Selle-Couloir bei guten Verhältnissen
Selle-Couloir bei guten Verhältnissen

Über vier Viertausender am Nadelgrat

Nun folgt man immer dem Grat und überschreitet dabei insgesamt vier Viertausender. Zuerst geht es aufs Dürrenhorn (4035 m) und dann etwas brüchig hinab Dirrujoch. Nun steigt man auf dem NNW-Grat zum Hoberghorn (4218 m). Zunächst über leichte Felsen, dann über steiler werdenden Firn und schließlich über recht lose Felsen (2) zum Gipfel.

Aufsteilender Firn am NNW-Grat des Hohberghorns
Aufsteilender Firn am NNW-Grat des Hohberghorns
Kurze Kletterstelle vor dem Hohberghorn
Kurze Kletterstelle vor dem Hohberghorn
Abstieg vom Hohberghorn
Abstieg vom Hohberghorn
Blick aufs Hohberghorn
Blick aufs Hohberghorn, dahinter Stecknadelhorn und Nadelhorn

Vom Hohberghorn steigt man auf einem kurzen, aber steilen Schneegrat hinab zum Hohbergjoch. Vom Hohbergjoch steigt man zunächst auf dem WNW-Grat des Stecknadelhorns (4240 m) hinauf. Später folgt man Bändern auf der Südseite , bleibt aber immer in direkter Nähe zum Grat. Schließlich erreicht man den Gipfel des Stecknadelhorns. 

Stecknadelhorn, dahinter das Nadelhorn mit dem markanten Gendarmen am Beginn des Gipfelgrats
Stecknadelhorn, dahinter das Nadelhorn mit dem markanten Gendarmen am Beginn des Gipfelgrats

Vom Stecknadelhorn führt ein kurzer Grat hinab ins Stecknadeljoch. Man folgt nun dem NW-Grat des Nadelhorns. Zuerst besteht der Grat aus Schnee oder Firn, wird dann steiler und führt schließlich an den Fuß eines Gendarmen. Sofern eine gute Trittspur besteht, kann man auch vor dem Gendarmen nach Osten abzweigen und die Nordflanke des Nadelhorns queren, um zum Normalweg zu gelangen. Ansonsten überklettert man den Gendarmen direkt (3), Sicherungsmöglichkeit vorhanden. Aus der kleinen Lücke hinter dem Gendarmen quert man schräg nach links aufsteigend und erreicht den NE-Grat des Nadelhorns (4327 m). Diesem folt man über plattige Felsen zum Gipfel.

Der Abstieg erfolgt auf dem Normalweg zum Nadelhorn bis zum Windjoch, dann am bekannten Aufstiegsweg zurück zur Mischabelhütte.

Empfohlene Beiträge